Daniela Ewen - Autorin - Schreibservice "Wortspiel"

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Glockenklang und Festtagsfreude


Die erste Weihnachtsglocke

Es begab sich zur allerersten Weihnacht, als das Christuskind gerade zur Welt gekommen war, dass man sich im Himmel fragte, wie man diese frohe Botschaft am schnellsten verkünden könnte. Der Engel Gabriel beschloss, als erstes den Hirten auf den nahe gelegenen Feldern eine Nachricht zu überbringen. Diese könnten die Neuigkeit in ihren umliegenden Wohnorten verbreiten und dafür sorgen, dass die Geburt des Erlösers überall bekannt würde.

So geschah es. Zusammen mit Gabriel flogen viele hundert Engel zur Erde nach Bethlehem, wo sich das Ereignis zugetragen hatte. Jeder von ihnen wollte das kleine Kind zu Gesicht bekommen und anbeten. Ein heller Stern über dem Stall führte Menschen und Engel von nah und fern an die Krippe, in der das Jesuskind lag.

Nun war das Jesuskind jedoch etwas quengelig und unleidlich. Die Ereignisse der Nacht, die vielen Besucher und die stechenden Strohhalme behagten dem kleinen Kinde nicht, und selbst die gute Mutter Maria hatte ihre Mühe, den kleinen Gottessohn zu beruhigen. Die Engel überlegten hin und her. Man konnte doch den Menschen keinen schlecht gelaunten und schreienden Erlöser präsentieren! Wie sollte man das Baby denn ruhig und friedlich bekommen?

Als bereits die ersten Hirten in der Ferne am Horizont erschienen und die Engel erkannten, dass Gabriel seiner Verkündigung nachgekommen war, brach gelinde Panik unter den himmlischen Heerscharen aus. Doch je nervöser die Engel wurden, desto mehr weinte das Jesuskind in seiner Krippe.

Auf einmal meldete sich der kleine Engel Konstantin aufgeregt zu Wort. Er hatte eine Idee! Vielleicht war ja unter den zahlreichen Geschenken etwas, was das Kind beruhigen würde? Doch der kleine Engel drang mit seiner zarten Stimme nicht zu den großen Engeln durch, die lautstark diskutierten und verschiedene Möglichkeiten in Betracht zogen.

Kurz entschlossen packte Konstantin sein eigenes Geschenk für das Christkind, eine kleine, hübsch verzierte und glänzende Glocke, die er selbst in der himmlischen Werkstatt gefertigt hatte, und schüttelte diese kräftig, um sich Gehör zu verschaffen. Der silberhelle Ton ließ die Engel verstummen – und das Jesuskind ebenfalls.

Erstaunt blickten die großen Engel zu dem kleinen Konstantin, der vor Aufregung ganz rote Bäckchen bekommen hatte. Eine solche Wirkung seines Glöckchens hatte er selbst nicht erwartet! Probeweise bimmelte er noch einmal, und da geschah es: das Jesuskind lachte und jauchzte und streckte die kleinen Händchen nach der Glocke aus. Nun stand der kleine Engel Konstantin jedoch ganz hinten im Stall und war für den kleinen Heiland gar nicht zu sehen. Er hörte nur den Klang des himmlischen Glöckchens. Da bildeten die großen Engel eine Gasse, um den kleinen Engel Konstantin mit seiner Weihnachtsgabe nach vorne zur Krippe zu lassen.

Langsam und unsicher schritt der kleine Engel mit seinem Glöckchen zu der Heiligen Familie hin. Sein Herz klopfte ganz aufgeregt und die kleinen Flügel zitterten vor Spannung, als er schließlich vor das Jesuskind trat. Nie hätte er gedacht, dass er, der kleine Konstantin, dem Erlöser der Welt so nahe kommen würde. Wie froh war er gewesen, dass er überhaupt hatte mitfliegen dürfen! Und nun? Nun stand er vor dem kleinen Kind in der Krippe und sah ihm in die Augen, die noch feucht von seinen Tränen waren.

Liebe und Güte und Weisheit lagen darinnen, fand Konstantin, und er kniete demütig vor dem Sohn Gottes nieder. Dabei läutete er noch einmal das Glöckchen, das er ihm als Geschenk mitgebracht hatte.

Abermals quietschte und lachte das Baby vor Vergnügen und lauschte dem Ton der himmlischen Glocke. Mit großen Augen betrachtete es den kleinen Engel Konstantin, der ihm das Glöckchen in die Hand drückte und ihm lächelnd zeigte, wie es den Ton damit hervorbringen konnte.

Von nun an war das Jesuskind still und glücklich in seiner Krippe. Es besah sich die kleine Glocke, die es fest in seinen Händen hielt und freute sich an ihrem Glanz und den schönen Verzierungen, die Konstantin eingraviert hatte. Von Zeit zu Zeit läutete es damit und jauchzte, wenn der silberhelle Klang ertönte.

Der kleine Konstantin hatte sich leise und vorsichtig wieder von der Krippe entfernt und machte Platz für die großen Engel, die jetzt nach und nach zu dem kleinen Kinde nach vorne traten, um ihm ihre Geschenke zu bringen und es anzubeten. Das Christuskind freute sich über jede Gabe. Die kleine Glocke aber ließ es nicht aus seinen Händen und behielt sie ganz nah bei sich, um sich von Zeit zu Zeit an ihrem Klang zu erfreuen.

Dabei blieb es still und brav, sodass die Hirten, die schließlich den Weg zum Stall gefunden hatten, später berichteten, sie hätten niemals ein ruhigeres und heiligeres Kind gesehen als den kleinen Jesus.

So hatte ausgerechnet der kleinste der Engel, der kleine Konstantin, dem Jesuskind die erste Weihnachtsglocke der Welt geschenkt. Und weil dem Christkind der Klang der Glocke so sehr gefiel, läuten seitdem weltweit in der Weihnacht die Glocken der Kirchen zur Erinnerung an Jesu Geburt.