Geboren um zu wedeln - Manchmal tragen Engel Fell
Kira
„Oh, Mama, schau mal, wie süß“, rief Leonie entzückt, als das kleine Hundemädchen auf sie zulief und freudig mit dem Schwänzchen wedelte. Vorsichtig bewegte sich Leonie mit ihrem Rollstuhl voran. Sie hatte noch immer nicht genug Übung darin, den Rolli punktgenau zu steuern. An jedem einzelnen Tag seit dem verhängnisvollen Badeunfall im Sommer hatte sich die Zehnjährige selbst verwünscht. Hätte sie doch nur nicht auf die doofe Emma gehört und den Kopfsprung in den Badesee einfach nicht gemacht.
Seitdem verging kein Tag, an dem sie sich nicht bitterlich in den Schlaf geweint hatte. Aber es war nicht mehr zu ändern. Sie musste dankbar sein, dass sie nicht vom Hals ab gelähmt sei, hatten die Ärzte gemeint. Dadurch, dass sie sich in der Luft gedreht und mit dem Rücken aufgekommen war, waren wenigstens nur ihre Beine gelähmt. Aber für Leonie war das kein Trost. Nie wieder würde sie mit ihren Freundinnen toben und spielen können. Und die Freundinnen ließen sie dies unbarmherzig spüren. Waren sie in der ersten Zeit noch wie gewohnt zu Besuch gekommen, so hatte der Zulauf in den vergangenen Wochen stark nachgelassen. Immer nur in der Wohnung zu sitzen, war ihnen wohl doch zu langweilig. Es war doch Sommer! Sie wollten Fahrrad fahren, schwimmen gehen und Inliner fahren!
Leonie vertrieb die trüben Gedanken und beobachtete lachend das Hundekind, das nun den Rollstuhl erreicht hatte und ohne Scheu die Gummireifen beschnupperte. Dann stellte sich das kleine Havanesermädchen neugierig auf und blickte Leonie mit ihren schwarzen Knopfaugen auffordernd an. Dabei gab es einen leisen Kläffer von sich, als wolle es sagen: „Nun nimm mich schon hoch, ich will auf deinen Schoß." Fragend blickte sich Leonie nach hinten zu ihrer Mutter um. „Nimm das Hundchen nur“, nickte diese. „Es scheint ja ganz lieb zu sein, und schmutzig ist es auch nicht.“ Leonie beugte sich nach vorne, umfasste das Hundemädchen vorsichtig und hob es hoch. „Du bist ja federleicht“, rief sie erstaunt aus und lachte, als der kleine Hund ihr sogleich zutraulich mit seiner kleinen rosa Zunge durch das Gesicht fuhr. Nun hatte sich auch die Mutter vor den Rolli gekniet und streichelte das Tier auf Leonies Schoß vorsichtig. „Er trägt kein Halsband. Trotzdem, vielleicht gehört der Hund jemandem“, meinte sie und sah sich suchend um, ob einer der Parkbesucher den kleinen Hund vermisste.
Doch dies schien nicht der Fall zu sein. „Können wir ihn mit nach Hause nehmen?“, bat Leonie, und ihre Mutter musste lachen, als sie sowohl ein Paar Kinder- als auch ein Paar Hundeaugen gleichzeitig bittend anschauten. „Na gut, wir nehmen ihn mal mit. Aber wir werden Flugblätter aufhängen, falls ihn jemand vermisst. Und dann musst du ihn auch wieder hergeben, hörst du?“
Aber Leonie war ganz mit dem kleinen Hundemädchen beschäftigt, das ihr gerade hingebungsvoll die Finger ableckte. „Es ist ein Mädchen“, meinte sie fröhlich. „Wir müssen einen schönen Namen für sie suchen!“
Sie überlegte eine Weile, während ihre Mutter den Rollstuhl nach Hause schob. Schließlich hatte Leonie nun keine Hand mehr frei. Der kleine Hund hatte sich auf dem Schoß des Mädchens eingerollt, ließ sich streicheln und genoss die Fahrt. „Ich hab’s!“, rief das Mädchen schließlich nach einigen Minuten aus, so dass der Hund zusammenzuckte und sich neugierig aufsetzte. „Ich werde dich Kira nennen“, meinte Leonie und sah den kleinen Hund glücklich an. „Gefällt dir der Name?“ Wie zur Bestätigung hob dieser ein Vorderpfötchen und winkte auf und ab. Leonie und ihre Mutter lachten. „Gut, kleine Kira, dann kommst du nun mit zu mir nach Hause.“
„Oh, Mama, schau mal, wie süß“, rief Leonie entzückt, als das kleine Hundemädchen auf sie zulief und freudig mit dem Schwänzchen wedelte. Vorsichtig bewegte sich Leonie mit ihrem Rollstuhl voran. Sie hatte noch immer nicht genug Übung darin, den Rolli punktgenau zu steuern. An jedem einzelnen Tag seit dem verhängnisvollen Badeunfall im Sommer hatte sich die Zehnjährige selbst verwünscht. Hätte sie doch nur nicht auf die doofe Emma gehört und den Kopfsprung in den Badesee einfach nicht gemacht.
Seitdem verging kein Tag, an dem sie sich nicht bitterlich in den Schlaf geweint hatte. Aber es war nicht mehr zu ändern. Sie musste dankbar sein, dass sie nicht vom Hals ab gelähmt sei, hatten die Ärzte gemeint. Dadurch, dass sie sich in der Luft gedreht und mit dem Rücken aufgekommen war, waren wenigstens nur ihre Beine gelähmt. Aber für Leonie war das kein Trost. Nie wieder würde sie mit ihren Freundinnen toben und spielen können. Und die Freundinnen ließen sie dies unbarmherzig spüren. Waren sie in der ersten Zeit noch wie gewohnt zu Besuch gekommen, so hatte der Zulauf in den vergangenen Wochen stark nachgelassen. Immer nur in der Wohnung zu sitzen, war ihnen wohl doch zu langweilig. Es war doch Sommer! Sie wollten Fahrrad fahren, schwimmen gehen und Inliner fahren!
Leonie vertrieb die trüben Gedanken und beobachtete lachend das Hundekind, das nun den Rollstuhl erreicht hatte und ohne Scheu die Gummireifen beschnupperte. Dann stellte sich das kleine Havanesermädchen neugierig auf und blickte Leonie mit ihren schwarzen Knopfaugen auffordernd an. Dabei gab es einen leisen Kläffer von sich, als wolle es sagen: „Nun nimm mich schon hoch, ich will auf deinen Schoß." Fragend blickte sich Leonie nach hinten zu ihrer Mutter um. „Nimm das Hundchen nur“, nickte diese. „Es scheint ja ganz lieb zu sein, und schmutzig ist es auch nicht.“ Leonie beugte sich nach vorne, umfasste das Hundemädchen vorsichtig und hob es hoch. „Du bist ja federleicht“, rief sie erstaunt aus und lachte, als der kleine Hund ihr sogleich zutraulich mit seiner kleinen rosa Zunge durch das Gesicht fuhr. Nun hatte sich auch die Mutter vor den Rolli gekniet und streichelte das Tier auf Leonies Schoß vorsichtig. „Er trägt kein Halsband. Trotzdem, vielleicht gehört der Hund jemandem“, meinte sie und sah sich suchend um, ob einer der Parkbesucher den kleinen Hund vermisste.
Doch dies schien nicht der Fall zu sein. „Können wir ihn mit nach Hause nehmen?“, bat Leonie, und ihre Mutter musste lachen, als sie sowohl ein Paar Kinder- als auch ein Paar Hundeaugen gleichzeitig bittend anschauten. „Na gut, wir nehmen ihn mal mit. Aber wir werden Flugblätter aufhängen, falls ihn jemand vermisst. Und dann musst du ihn auch wieder hergeben, hörst du?“
Aber Leonie war ganz mit dem kleinen Hundemädchen beschäftigt, das ihr gerade hingebungsvoll die Finger ableckte. „Es ist ein Mädchen“, meinte sie fröhlich. „Wir müssen einen schönen Namen für sie suchen!“
Sie überlegte eine Weile, während ihre Mutter den Rollstuhl nach Hause schob. Schließlich hatte Leonie nun keine Hand mehr frei. Der kleine Hund hatte sich auf dem Schoß des Mädchens eingerollt, ließ sich streicheln und genoss die Fahrt. „Ich hab’s!“, rief das Mädchen schließlich nach einigen Minuten aus, so dass der Hund zusammenzuckte und sich neugierig aufsetzte. „Ich werde dich Kira nennen“, meinte Leonie und sah den kleinen Hund glücklich an. „Gefällt dir der Name?“ Wie zur Bestätigung hob dieser ein Vorderpfötchen und winkte auf und ab. Leonie und ihre Mutter lachten. „Gut, kleine Kira, dann kommst du nun mit zu mir nach Hause.“
Zu Hause angekommen, machte sich Leonie gleich daran, dem kleinen Hundemädchen eine gemütliche Bleibe einzurichten. Aus einem alten Kopfkissen und einer Wolldecke wurde ein Bettchen gezaubert. Zwei Schüsselchen für Wasser und Futter wurden in der Küche aufgestellt. Leonies Mutter hatte im Supermarkt um die Ecke schnell ein wenig Hundefutter besorgt und sogar einen kleinen Ball zum Spielen mitgebracht.
Denn verspielt war Kira, wie sie schnell feststellten. Bereits nach einer halben Stunde wussten sie, dass sie sich einen kleinen Wirbelwind ins Haus geholt hatten. Neugierig erkundete sie jede Ecke ihres neuen Zuhauses. Kira war zuvor noch nie in einem Haus gewesen, doch das wusste sein neues Frauchen ja nicht. So beschnupperte das Hundemädchen die vielen neuen Dinge, die es noch nie gesehen hatte, und wetzte vorwitzig durch alle Räume. Ein Sofa, Gardinen, Möbel, Teppiche... die waren schön weich, da konnte man doch prima... „Oh nein“, rief Leonie entsetzt, „doch nicht auf den Teppich!“ Schuldbewusst sah Kira auf und ihre Schwanzspitze zitterte leise. Hatte sie etwas falsch gemacht?
Leonies Mutter kam schon mit Schwamm und Seifenwasser. „Ich habe mir schon beinahe gedacht, dass der Hund in diesem Alter noch nicht ganz stubenrein ist“, seufzte sie und bearbeitete den Teppich mit energischen Strichen. „Daran müssen wir wohl noch arbeiten.“
Von nun an brachten sie Kira alle paar Stunden nach draußen, und bald schon lernte sie, ihr Geschäft in der kleinen Wiese hinter dem Haus zu erledigen. Die Tage vergingen. Niemand meldete sich, der den Hund vermisste. So ging Leonies Herzenswunsch in Erfüllung, und sie durfte Kira behalten. Von nun an waren die täglichen Rolliausflüge ein Vergnügen für Kind und Hund. Kira war sehr gelehrig und meistens auch brav. Sie hatte schnell gelernt, an der Leine zu laufen, was sehr ungewohnt für die kleine, bisher buchstäblich ungebundene Streunerin gewesen war. Vor allem das Halsband fand sie anfangs störend, und sie versuchte ständig, es wieder abzustreifen. Als ihr das aber so gar nicht gelingen wollte, gab sie es irgendwann auf. Immerhin bedeutete das Halsband frische Luft und Bewegung, und das lenkte Kira schnell von dem ungeliebten Teil um ihren Hals ab.
Denn verspielt war Kira, wie sie schnell feststellten. Bereits nach einer halben Stunde wussten sie, dass sie sich einen kleinen Wirbelwind ins Haus geholt hatten. Neugierig erkundete sie jede Ecke ihres neuen Zuhauses. Kira war zuvor noch nie in einem Haus gewesen, doch das wusste sein neues Frauchen ja nicht. So beschnupperte das Hundemädchen die vielen neuen Dinge, die es noch nie gesehen hatte, und wetzte vorwitzig durch alle Räume. Ein Sofa, Gardinen, Möbel, Teppiche... die waren schön weich, da konnte man doch prima... „Oh nein“, rief Leonie entsetzt, „doch nicht auf den Teppich!“ Schuldbewusst sah Kira auf und ihre Schwanzspitze zitterte leise. Hatte sie etwas falsch gemacht?
Leonies Mutter kam schon mit Schwamm und Seifenwasser. „Ich habe mir schon beinahe gedacht, dass der Hund in diesem Alter noch nicht ganz stubenrein ist“, seufzte sie und bearbeitete den Teppich mit energischen Strichen. „Daran müssen wir wohl noch arbeiten.“
Von nun an brachten sie Kira alle paar Stunden nach draußen, und bald schon lernte sie, ihr Geschäft in der kleinen Wiese hinter dem Haus zu erledigen. Die Tage vergingen. Niemand meldete sich, der den Hund vermisste. So ging Leonies Herzenswunsch in Erfüllung, und sie durfte Kira behalten. Von nun an waren die täglichen Rolliausflüge ein Vergnügen für Kind und Hund. Kira war sehr gelehrig und meistens auch brav. Sie hatte schnell gelernt, an der Leine zu laufen, was sehr ungewohnt für die kleine, bisher buchstäblich ungebundene Streunerin gewesen war. Vor allem das Halsband fand sie anfangs störend, und sie versuchte ständig, es wieder abzustreifen. Als ihr das aber so gar nicht gelingen wollte, gab sie es irgendwann auf. Immerhin bedeutete das Halsband frische Luft und Bewegung, und das lenkte Kira schnell von dem ungeliebten Teil um ihren Hals ab.
Leonie hatte Kira schon ganz gut im Griff. Trotzdem war sie froh, dass ihre Mutter dabei war. Denn wenn Kira ihren Dickkopf aufsetzte und unbedingt irgendwohin wollte, war es schwierig für sie, den Hund zu bändigen und gleichzeitig den Rollstuhl zu steuern. Oft sah es so aus, als würde der kleine Hund sie wie ein Schlittenhund ziehen, und Leonie musste trotz allen Ärgers lachen.
Erfreut stellten Leonies Eltern fest, dass mit dem Hund wieder die Fröhlichkeit in ihre Tochter zurückkehrte. Nun hatte sie die Freundin gefunden, die sie brauchte. Kira war treu an ihrer Seite und würde sie mit ihrem jungen Hundeleben bis aufs Messer verteidigen. Leonie lernte, für das Tier zu sorgen, und nach einigen Monaten fuhr sie alleine mit ihr spazieren. Kira hatte mittlerweile begriffen, dass sie an der Leine brav und gehorsam sein musste, damit ihr und ihrem kleinen Frauchen im Straßenverkehr nichts passierte.
Unbändig und lebhaft durfte sie hingegen zu Hause sein, vor allem, wenn es zum Spielen in den Garten ging. Wenn Leonie Kiras geliebten Tennisball warf, konnte man Ohren und Pfötchen in der Luft fliegen sehen. Unermüdlich jagte das kleine Temperamentsbündel dem Ball hinterher und legte ihn immer wieder brav in Leonies Schoß. Dann setzte sie sich hin und wedelte erwartungsvoll mit dem Schwanz, bereit für die nächste Runde.
So wuchsen Leonie und Kira miteinander auf. Aus dem kleinen, verbitterten und traurigen Mädchen wurde eine fröhliche Teenagerin, und aus dem kleinen Wildfang eine glückliche, lebhafte und fürsorgliche Hundedame.
Leonie hatte Kira mittlerweile einige Kunststücke beigebracht, die ihr halfen, das Leben im Rollstuhl zu erleichtern. So konnte Kira Schubladen öffnen und Kleidungsstücke bringen, Bettdecken auf und zu ziehen und sogar das Telefon apportieren.
Beim täglichen Spaziergang zog sie nicht mehr ungeduldig voran, sondern lief brav und fürsorglich neben dem Rolli. Ab und zu warf sie immer wieder einen Blick auf ihr junges Frauchen, als wolle sie kontrollieren, dass es ihr gut geht. Beide zusammen waren ein so eingespieltes Team geworden, dass es schien, als könne keiner ohne den anderen existieren. Leonie und Kira strahlten beide Glück und eine tiefe Zufriedenheit aus, wenn sie zusammen waren.
Und das fiel eines Tages auch einem jungen Mann auf, als die nunmehr siebzehnjährige Leonie mit der süßen Hündin ihre tägliche Runde durch den Park drehte. Unauffällig setzte er sich auf eine Parkbank unweit der Stelle, an der Leonie mit Kira spielte. Es war heiß, und die junge Frau hatte Kira von der Leine gelassen, damit sie sich im Brunnen ein wenig erfrischen konnte. Und dazu brauchte sie den kleinen Hund gar nicht weiter aufzufordern. Es gab ein lautes Platschen, und schon war Kira mit allen vier Pfoten gleichzeitig ins Wasser gesprungen. War sie nun auch kein junger Hund mehr, aber ihr Temperament nahm ihr so schnell keiner! Leonie lachte herzlich, als ihre kleine Freundin triefnass wieder aus dem Wasser kroch und sich kräftig schüttelte. Da musste auch Jonas unwillkürlich laut lachen, und Leonie sah erschrocken zu ihm hin.
Kira stellte die Ohren, blickte zu dem jungen Mann und betrachtete ihn eingehend. Dann, wie einer inneren Eingebung folgend, lief sie plötzlich zu ihm hin und stellte sich an seinen Beinen hoch, mit ihren nassen Pfötchen, was ihr ein entsetztes „Kira! Nein!“ ihres Frauchens und ein lautes Lachen des Fremden einbrachte. „Das macht doch nichts“, meinte Jonas und stand auf, um zu Leonie hinüberzugehen. Kira folgte ihm schwanzwedelnd. Sie mochte diesen Jungen auf Anhieb, was Leonie erstaunte. Denn so zutraulich zu Fremden war Kira sehr selten.
„Hallo, ich bin Jonas“, stellte sich der junge Mann vor. „Ich bin Leonie“, erwiderte das Mädchen und errötete leicht. „Tut mir leid, dass mein Hund dich nass gemacht hat.“ „Ach was, halb so wild“, winkte Jonas ab. „Das ist doch so eine Süße, der kann man gar nicht böse sein.“, meinte der Junge und kniete sich zu Kira hinunter, um sie zu streicheln. „Das ist doch ein ganz liebes Mädchen, nicht wahr?“, redete er auf Kira ein. „Wie heißt sie denn?“, fragte er und sah von unten zu Leonie hinauf. Für einen Moment trafen sich ihre Blicke, und Leonie sah in ein Paar tiefbraune Augen. „Kira“, konnte sie gerade noch antworten, und sie spürte zu ihrem Ärger, wie sie nochmals errötete. „Das ist aber ein hübscher Name, der passt zu ihr“, meinte Jonas. „Übrigens genau so schön wie dein Name.“ „Danke“, stotterte Leonie und verwünschte sich für ihre Schüchternheit. „Du bist sehr nett“, sagte sie leise. „Für gewöhnlich neigen die Menschen eher dazu, mich zu übersehen.“ „So blind kann man doch gar nicht sein“, erwiderte Jonas und sah ihr tief in die Augen. „Wie kann man so etwas Hübsches denn nicht wahrnehmen? Ich habe dich schon so oft hier gesehen. Wenn dieses kleine nasse Fellbündel hier mich nicht angesprungen hätte, wäre ich vermutlich nie auf dich zugekommen. Aber Kira hat es mir plötzlich ganz einfach gemacht. Und siehe da, es tut gar nicht weh“, lachte Jonas verlegen und kraulte weiter Kiras nasses Fell.
Diese hatte sich beiden vor die Füße gelegt und sah Jonas entspannt und prüfend an. Aber ihr Instinkt hatte sie bisher selten getrogen. Diesem Menschen konnten sie und ihr Frauchen trauen.
Irgendwann waren Jonas die Beine eingeschlafen, und er stand vorsichtig wieder auf. „Bist du morgen wieder hier?“, fragte er leise. „Ja, ich denke schon“, meinte Leonie verlegen. „Dann werde ich auch hier sein“, versprach Jonas. „Dann bis morgen“, sagte Leonie, und ihr Herz klopfte bis zum Hals. Kira wedelte Jonas freundlich hinterher.
Erfreut stellten Leonies Eltern fest, dass mit dem Hund wieder die Fröhlichkeit in ihre Tochter zurückkehrte. Nun hatte sie die Freundin gefunden, die sie brauchte. Kira war treu an ihrer Seite und würde sie mit ihrem jungen Hundeleben bis aufs Messer verteidigen. Leonie lernte, für das Tier zu sorgen, und nach einigen Monaten fuhr sie alleine mit ihr spazieren. Kira hatte mittlerweile begriffen, dass sie an der Leine brav und gehorsam sein musste, damit ihr und ihrem kleinen Frauchen im Straßenverkehr nichts passierte.
Unbändig und lebhaft durfte sie hingegen zu Hause sein, vor allem, wenn es zum Spielen in den Garten ging. Wenn Leonie Kiras geliebten Tennisball warf, konnte man Ohren und Pfötchen in der Luft fliegen sehen. Unermüdlich jagte das kleine Temperamentsbündel dem Ball hinterher und legte ihn immer wieder brav in Leonies Schoß. Dann setzte sie sich hin und wedelte erwartungsvoll mit dem Schwanz, bereit für die nächste Runde.
So wuchsen Leonie und Kira miteinander auf. Aus dem kleinen, verbitterten und traurigen Mädchen wurde eine fröhliche Teenagerin, und aus dem kleinen Wildfang eine glückliche, lebhafte und fürsorgliche Hundedame.
Leonie hatte Kira mittlerweile einige Kunststücke beigebracht, die ihr halfen, das Leben im Rollstuhl zu erleichtern. So konnte Kira Schubladen öffnen und Kleidungsstücke bringen, Bettdecken auf und zu ziehen und sogar das Telefon apportieren.
Beim täglichen Spaziergang zog sie nicht mehr ungeduldig voran, sondern lief brav und fürsorglich neben dem Rolli. Ab und zu warf sie immer wieder einen Blick auf ihr junges Frauchen, als wolle sie kontrollieren, dass es ihr gut geht. Beide zusammen waren ein so eingespieltes Team geworden, dass es schien, als könne keiner ohne den anderen existieren. Leonie und Kira strahlten beide Glück und eine tiefe Zufriedenheit aus, wenn sie zusammen waren.
Und das fiel eines Tages auch einem jungen Mann auf, als die nunmehr siebzehnjährige Leonie mit der süßen Hündin ihre tägliche Runde durch den Park drehte. Unauffällig setzte er sich auf eine Parkbank unweit der Stelle, an der Leonie mit Kira spielte. Es war heiß, und die junge Frau hatte Kira von der Leine gelassen, damit sie sich im Brunnen ein wenig erfrischen konnte. Und dazu brauchte sie den kleinen Hund gar nicht weiter aufzufordern. Es gab ein lautes Platschen, und schon war Kira mit allen vier Pfoten gleichzeitig ins Wasser gesprungen. War sie nun auch kein junger Hund mehr, aber ihr Temperament nahm ihr so schnell keiner! Leonie lachte herzlich, als ihre kleine Freundin triefnass wieder aus dem Wasser kroch und sich kräftig schüttelte. Da musste auch Jonas unwillkürlich laut lachen, und Leonie sah erschrocken zu ihm hin.
Kira stellte die Ohren, blickte zu dem jungen Mann und betrachtete ihn eingehend. Dann, wie einer inneren Eingebung folgend, lief sie plötzlich zu ihm hin und stellte sich an seinen Beinen hoch, mit ihren nassen Pfötchen, was ihr ein entsetztes „Kira! Nein!“ ihres Frauchens und ein lautes Lachen des Fremden einbrachte. „Das macht doch nichts“, meinte Jonas und stand auf, um zu Leonie hinüberzugehen. Kira folgte ihm schwanzwedelnd. Sie mochte diesen Jungen auf Anhieb, was Leonie erstaunte. Denn so zutraulich zu Fremden war Kira sehr selten.
„Hallo, ich bin Jonas“, stellte sich der junge Mann vor. „Ich bin Leonie“, erwiderte das Mädchen und errötete leicht. „Tut mir leid, dass mein Hund dich nass gemacht hat.“ „Ach was, halb so wild“, winkte Jonas ab. „Das ist doch so eine Süße, der kann man gar nicht böse sein.“, meinte der Junge und kniete sich zu Kira hinunter, um sie zu streicheln. „Das ist doch ein ganz liebes Mädchen, nicht wahr?“, redete er auf Kira ein. „Wie heißt sie denn?“, fragte er und sah von unten zu Leonie hinauf. Für einen Moment trafen sich ihre Blicke, und Leonie sah in ein Paar tiefbraune Augen. „Kira“, konnte sie gerade noch antworten, und sie spürte zu ihrem Ärger, wie sie nochmals errötete. „Das ist aber ein hübscher Name, der passt zu ihr“, meinte Jonas. „Übrigens genau so schön wie dein Name.“ „Danke“, stotterte Leonie und verwünschte sich für ihre Schüchternheit. „Du bist sehr nett“, sagte sie leise. „Für gewöhnlich neigen die Menschen eher dazu, mich zu übersehen.“ „So blind kann man doch gar nicht sein“, erwiderte Jonas und sah ihr tief in die Augen. „Wie kann man so etwas Hübsches denn nicht wahrnehmen? Ich habe dich schon so oft hier gesehen. Wenn dieses kleine nasse Fellbündel hier mich nicht angesprungen hätte, wäre ich vermutlich nie auf dich zugekommen. Aber Kira hat es mir plötzlich ganz einfach gemacht. Und siehe da, es tut gar nicht weh“, lachte Jonas verlegen und kraulte weiter Kiras nasses Fell.
Diese hatte sich beiden vor die Füße gelegt und sah Jonas entspannt und prüfend an. Aber ihr Instinkt hatte sie bisher selten getrogen. Diesem Menschen konnten sie und ihr Frauchen trauen.
Irgendwann waren Jonas die Beine eingeschlafen, und er stand vorsichtig wieder auf. „Bist du morgen wieder hier?“, fragte er leise. „Ja, ich denke schon“, meinte Leonie verlegen. „Dann werde ich auch hier sein“, versprach Jonas. „Dann bis morgen“, sagte Leonie, und ihr Herz klopfte bis zum Hals. Kira wedelte Jonas freundlich hinterher.